Ein Platz für alle in Wilparting

Planung Wilparting 2024

In der Gemeinderatssitzung am 16. Dezember 2024 stand mit dem Gasthof im geschichtsträchtigen Wilparting in der Gemeinde Irschenberg ein Thema auf der Tagesordnung, auf das die Bürgerschaft, Gäste aus dem Landkreis und weit darüber hinaus lange warten mussten. Der Schlierseer Architekt Johannes Wegmann stellte der Öffentlichkeit erstmals die Pläne des Ersatzbaus des bestehenden Gasthofs „zum Moarhof“ sowie die Erweiterung um zwei Beherbergungsgebäude mit Gästezimmern vor. 

 

Jahrzehntelang wurde in der pittoresken Wallfahrtskirche St. Marinus und Anianus in Wilparting geheiratet und im dahinterstehenden Gasthof zum Moar gefeiert. Einheimische, Wallfahrer, Ausflügler und Durchreisende kehrten dort ein. Seit November 2017 stand der Moarhof wegen baulichen Mängeln leer. Die Gemeinde musste feststellen, dass die feuchten Wände, das marode, undichte Dach einen Abriss des ursprünglichen Gebäudes sowie des nördlichen Technikgebäude unvermeidlich machen. Damit begann die Suche nach einem Investor, der ein Projekt in dieser Größenordnung stemmen kann und dabei das Erscheinungsbild zur Wahrung der Kulturlandschaft erhalten wird.

 

Bereits im November 2021 hatte die Gemeinde Irschenberg mit dem Herzoglichen Brauhaus Tegernsee einen Erbpachtvertrag zur Errichtung und Betrieb einer Gaststätte über 99 Jahre geschlossen. Im Anschluss daran befasste sich die Brauerei mit dem Bau. Im Zuge der Planungen kamen die ersten Änderungen. Wie diese und der Neubau der Hofstelle aussehen sollen, stellte Johannes Wegmann dem Auditorium vor, in dem neben Bürgern auch Christian Wagner, Geschäftsführer der Herzoglichen Brauerei Tegernsee und sein Kollege Immobilienmanager Dominik Salzer saßen. 

 

Mit dem Gasthof in Wilparting, so der zukünfige Name der Immobilie, soll demnach an diesem besonderen und gern fotografierten Ort wieder ein besonderer Platz für alle entstehen. Jeder soll dort in einer bäuerlichen Szenerie seinen Freiraum finden, Einwohner, Hochzeiter, Pilger, Radfahrer sowie Biergarten- und Veranstaltungsbesucher. Damit das für alle innen und draußen auch passt, eine Hochzeit oder ein Seminar parallel zum Gastronomiebetrieb stattfindet, ist der der Gasthof so konzipiert, dass sich die Zielgruppen nicht in die Quere kommen.

 

Die Kirche wird als Ensemble freigestellt und wird so zukünftig noch mehr zur Geltung kommen. Dazu gab es im Vorfeld Gespräche mit dem Pfarrer und es fand eine Vorberatung mit dem Denkmalschutz statt.

 

Damit den Blick störende Fahrzeuge nicht mehr zwischen den Alleebäumen parken, werden diese abseits auf einem neuen Parkplatz geleitet. Für die zusätzlichen Stellplätze soll eine Ausgleichsfläche in Form eines ökologisch hochwertigen Haags gepflanzt werden. Um diesen besonderen Ort auch besonders zu schützen, wird die gesamte Bewirtschaftung hinter dem Gebäude stattfinden. Auch die alte Lindengruppe ist dem Bauherrn wichtig. Um diese zu schützen, bleibt die bestehende alte Mauer erhalten und wird in eine Treppe integriert.

 

„Wilparting soll ein Kraftort für alle Konfessionen werden“, das ist Architekt Wegmann wichtig. Daher wird es ein eigenes Trauzimmer geben. Dieses wird sich im 1. Obergeschoss des mittleren Hauptbaus befinden zusammen mit einem Saal, Bar und WC-Anlagen sowie 11 Gästezimmern. Im 2. Obergeschoss sind 7 Personalzimmer, eine Hausmeisterwohnung und 15 Gästezimmer vorgesehen. Das Erdgeschoss wird als Gaststätte mit Gewölbe sowie zwei Stuben mit Kachelöfen namens „Marini“ mit Blick zur Wallfahrtskirche und „Anian“ mit Blick Richtung Alb und Berge ausgebaut. Das Gebäude wird in Kreuzform errichtet mit einer Wandhöhe von bis zu 9,36 m. Im nördlichen Schenkel und zum Teil im mittleren Hauptbau soll ein Untergeschoss errichtet werden für Personal-, Technik und Lagerräumen. Alles in allem wird die Grundfläche des Neubaus im Vergleich gleichbleiben, lediglich die Höhe ändert sich. Das Gebäude wird 50 cm höher, um die Lüftung unterzubringen, erläuterte Wegmann. 

 

Der Biergarten im Süden bekommt als Bodenbelag Rollkies, um eine Versiegelung möglichst gering zu halten. Die Tagungsräume erhalten einen eigenen Biergartenbereich. Veranstaltungen können im 200 qm großen Dehner stattfinden, den man über die Dehnerbrücke nach unten über einen überdachten Bereich mit Blick auf die Alpenkette verlassen kann. 

 

Neben der Tektur zum Ersatzbau des bestehenden Gasthofs zum „Moarhof“, Wilparting 1 wurde im zweiten Teil des Tagesordnungspunktes 3 die Erweiterung des bestehenden Landgasthofes mit Gästezimmern um zwei Beherbergungsgebäude beantragt.

 

Der Plan sieht vor auf dem Gelände des bestehenden Lagergebäudes, welches abgerissen wird, ein zweigeschossiges „Gartenhaus“ für acht Gästezimmer zu errichten. Zum anderen soll dort der „Troadkasten“, ein Gebäude in L-Form gebaut werden, das als Unterkunft für Urlauber und Honeymooner genutzt werden soll. 

 

Das Konzept stieß bei allen Gemeinderäten auf große Zustimmung. Sie lobten die gefällige architektonische Ausarbeitung und dass sich die neuen Gebäude harmonisch in die Umgebung eingliedern. Florian Kirchberger gab zu bedenken, dass der geschlossene Erbpachtvertrag weniger Zimmer vorsieht, die jetzt um 100% überschritten seien und beantragte einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Brigitte Klamt wollte wissen, was die Veränderung des Verfahrens für die Gemeinde bedeuten würde. Welche Vorteile sie habe, wenn eine Bauleitplanung durchgeführt wird und stellte die Frage, welche zeitliche Konsequenz der Antrag von Kirchberger hätte. Dies beantwortete Geschäftsleiter Michael Fellner mit einer Verzögerung von 4 bis 7 Monaten.

 

Mehrere Gemeinderäte wiesen Kirchberger darauf hin, dass der Erbpachtvertrag eine Umsatzbeteiligung der Gemeinde beinhaltet und sie keinen weiteren Verzug des Bauvorhabens wünschen und lehnten seinen Antrag ab. Darauf erteilte der Gemeinderat der Tektur zum Ersatzbau des bestehenden Gasthofs zum „Moarhof das gemeindliche Einvernehmen. Auch bei der Erweiterung des bestehenden Landgasthofes mit Gästezimmern um zwei Beherbergungsgebäude stimmte der Gemeinderat mit Gegenstimmen von Florian Kirchberger und Hans Maier zu. Maier stimmte mit dem Hinweis dagegen, dass ein Bau der beiden zusätzlichen Gebäude erst nach sieben Jahren vorgesehen war.

 

Nun kommt endlich Bewegung in die Sache, freute sich Irschenbergs 1. Bürgermeister Klaus Meixner und wies daraufhin, dass die die Wirtschaftlichkeit des Betriebes von Anfang an gegeben sein muss und man froh sein könne, wenn sich ein Bauherr, wie das Brauhaus Tegernsee so sehr für etwas einsetzt.

 

Text und Foto: Florian Lintz